III Dokmentation und Datensätze

Staaten

Hamburg (1820-1914)

 

Staatsgebiet

Das Staatsgebiet der Freien und Hansestadt Hamburg befindet sich in Norddeutschland. Im Norden grenzt es an das Herzogtum Holstein, im Osten an das Herzogtum Lauenburg und im Süden an das Königreich Hannover. Neben dem Stadtgebiet Hamburgs und seinen Vororten zählen zur Freien und Hansestadt Cuxhaven und die Nordsee-Insel Neuwerk sowie sechs Exklaven: Die in Holstein gelegenen Walddörfer Großhansdorf-Schmalenbeck, Wohldorf-Ohlstedt, Volksdorf und Farmsen-Berne sowie die im Königreich Hannover gelegenen Exklaven Moorburg und Gudendorf. An das Herzogtum Lauenburg grenzen die sogenannten beiderstädtischen Kondominate Geesthacht und Bergedorf, die Lübeck und Hamburg gemeinsam gehören. Hauptstadt und Regierungssitz ist die Stadt Hamburg.

 

Geographie/Topographie

Für die Freie und Hansestadt Hamburg wird 1815 ohne die beiderstädtischen Kondominate Bergedorf und Geesthacht eine Fläche von 5,7 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 341km² (1820). Die Stadt Hamburg liegt an der Elbe, welche bei Cuxhaven in die Nordsee mündet. Der gesamte Stadtstaat ist durch flaches fruchtbares Marschland im städtischen Raum und durch flache Ebenen mit sandigem und lehmigem Boden in den ländlichen Gebieten gekennzeichnet. Die Gewässer fließen alle in die Elbe, die mit zahlreichen Armen das Marschgebiet der Stadt durchschneidet. Der bedeutendste Fluss neben der Elbe ist die Alster, an deren Mündung in die Elbe der Stadtkern liegt. Von Osten nach Westen fließen durch das Gebiet die Bille, die Gose-Elbe und die Dove-Elbe. Bedeutendere Waldgebiete finden sich nur in den Exklaven Großhansdorf-Schmalenbeck, Wohldorf-Ohlstedt, Volksdorf und Farmsen-Berne, den sogenannten Walddörfern.
Das Klima ist durch die Nähe zur Nordsee feucht, im Sommer kühl, im Winter mild.

 

Geschichte bis 1815/20

Die Stadt Hamburg trägt ihren Namen nach der Burg an der Hamme (Grenzwald), der Hammaburg, die um 825 unter karolingischer Herrschaft auf einem Geestvorsprung in den Niederungen von Elbe und Alster errichtet wurde. Unter den Grafen von Schauenburg, seit 1111 Grafen von Holstein und Stormarn, erfolgte der Ausbau zu einem wichtigen Handelsplatz. Am 7. Mai 1189 wurden Hamburgs Handelsrechte, Zollrechte und Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1123-1190) bestätigt. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts Mitglied der Hanse, entwickelte sich Hamburg zu einem der wichtigsten Umschlagplätze zwischen Nordsee und Ostseeraum. 1375 erlangte Hamburg im Zuge einer selbständigen planmäßigen Territorialpolitik die Moorburg sowie 1393 die Feste Ritzebüttel mit Cuxhaven und der Insel Neuwerk. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts erreichte Hamburg, zumeist durch käuflichen Erwerb von Dörfern und Landschaften, eine Ausdehnung, die im Wesentlichen bis 1937 Bestand hatte. 1420 gingen im Perleberger Frieden Bergedorf, die Vierlande und Geesthacht an Hamburg und Lübeck, die diese Gebiete bis 1868 gemeinsam verwalteten. Seit 1510 Reichsstadt im niedersächsischen Reichskreis, erreichte Hamburg im Westfälischen Frieden 1648 die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit. 1806 wurde Hamburg von französischen Truppen besetzt und 1811 als "bonne ville de l'Empire" und Hauptstadt des Elbe-Departements in das französische Kaiserreich eingegliedert. Nach Ende der napoleonischen Herrschaft konnte Hamburg seine Selbständigkeit wiedererlangen und behaupten.

 

Staats- und Regierungsform

Hamburg ist nach der Verfassung von 1712 ein Stadtstaat. Die Staatshoheit besitzen Rat und Bürgerschaft der Stadt Hamburg in "unzertrennlicher Gemeinschaft". Der Rat ist oberste Regierungsbehörde, zu seinen Rechten gehört das Begnadigungs- und Gesandtschaftsrecht, das Dispensationsrecht in Ehesachen, das Recht, die Bürgerschaft einzuberufen, sie aufzulösen und die in der Bürgerschaft zu beratenden Anträge zu stellen. Das Gesetzgebungsrecht teilt der Rat mit der Bürgerschaft. Als Mitglieder der Bürgerschaft sind nur Christen zugelassen. Sie besteht aus den Mitgliedern der bürgerlichen Kollegien, Mitgliedern von Verwaltungsbehörden und Gerichten, Hauptleuten und höheren Offizieren der Bürgergarde, sogenannten Amtsälterleuten (Zunftvorsteher) und allen erbgesessenen Bürgern, die also in der Stadt leben und über Grundbesitz verfügen.
Langwierige Auseinandersetzungen zwischen Rat und Bürgerschaft nach der Revolution von 1848 führen erst 1860 zu einer neuen Verfassung. Sie wahrt die Gleichberechtigung von Senat und Bürgerschaft. Die Bürgerschaft wird nun von allen steuerzahlenden Bürgern gewählt, besteht aus 192 Abgeordneten und wirkt bei der Senatswahl mit. Mit der Loslösung des Obergerichts vom Senat wird in einem wesentlichen Bereich die Gewaltenteilung vollzogen. Die Verfassung bringt zudem die Trennung von Kirche und Staat, Religions-, Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit.

 

Territoriale Aufteilung/Verwaltungsstruktur

Nach Ende der französischen Herrschaft 1814 besteht zunächst die über die Jahrhunderte gewachsene, unorganische, zufällige und systemlose Verwaltungsstruktur weiter. Am 22. Oktober 1830 werden die ehemaligen Stiftsgebiete und die seit dem Mittelalter bestehenden kleinen Landherrschaften in drei große Landherrschaften zusammengefasst die neben der Stadt Hamburg bestehen: Die Landherrschaft der Vorstädte St. Georg und St. Pauli, die Landherrschaft der Geestlande mit 21 Vogtschaften und die Landherrschaft der Marschlande mit 11 Vogtschaften. Das Amt Ritzebüttel mit den beiden Distrikten Groden und Döse bleibt unter besonderer Verwaltung. Zum 1. Januar 1868 übernimmt Hamburg das bis dahin gemeinsam mit Lübeck verwaltete Amt Bergedorf mit Geesthacht und bildet daraus die zusätzliche Landherrschaft Bergedorf. 1874 erfolgt eine neue Gebietseinteilung in sechs Gebiete: die Stadt, die 15 Vororte und die vier Landherrenschaften der Geestlande, der Marschlande, Bergedorf und Ritzebüttel.Das Ober-Appellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands befindet sich in Lübeck.

 

Bevölkerung

Nach amtlicher Zählung von 1817 hat das Gesamtgebiet der Freien und Hansestadt Hamburg 146.109 Einwohner. 1853 hat sich die Bevölkerungszahl um über 50% auf 225.273 Einwohner erhöht. Im Jahre 1910 ist Hamburg mit 1.014.664 Einwohnern Millionenstadt und nach Berlin zweitgrößte Stadt des Deutschen Reichs. 1853 leben in der Stadt Hamburg mit ihren Vorstädten etwa 81% der Gesamtbevölkerung, im Jahr 1900 sind es bereits 92%. Die Einwohner des Staates Hamburg sind nach der Volkszählung von 1900 zu 91% evangelisch-lutherischen Glaubens. An Angehörigen anderer Religionsgruppen gibt es 0,98% Reformierte, 4% Katholiken und 2,3% Juden. An Vergleichswerten liegen nur Schätzwerte vor. So werden für 1862 ca. 95% Lutheraner, ca. 0,9% Katholiken, 0,45% Mennoniten und 3,15% Juden angegeben.

 

Wirtschaft

Bodennutzung und Landwirtschaft

In der Landwirtschaft wird vorwiegend Viehzucht und Milchproduktion, weniger Getreide- und Futterbau betrieben. Der Gartenbau ist besonders in den Vierlanden und in einigen Teilen des Marschgebiets hochentwickelt.

Gewerbe und Industrie

1865 wird in Hamburg die Gewerbefreiheit eingeführt. Die Industrialisierung setzt in Hamburg erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Den wichtigsten Industriezweig bildet der Schiffbau mit allen Zulieferbetrieben. Auf die 1857 gegründete "Reiherstieg-Werft" folgt 1877 die moderne Werft "Blohm & Voss" auf Kuhwerder, welche Handelsschiffe bis zu 12.500 Tons sowie Kreuzer und Panzerschiffe für die kaiserliche Marine baut. 1909 verlegt die Stettiner "Vulcan-Werft" einen Teil des Unternehmens an die Elbe, und 1914 etabliert sich auch die "Deutsche Werft" auf Finkenwerder. Andere Industriezweige dienen der Verarbeitung von Importgütern, z.B. Reis- und Getreidemühlen, Zuckerraffinerien, Schokoladenfabriken, Kaffeeröstereien, Wollwäschereien, Spiritusraffinerien, Elfenbeinverarbeitung, Gummifabriken, Jutespinnereien, Farbholzmühlen und eine umfangreiche chemische Industrie. Die 1882 gegründete Firma Beiersdorf beherrscht mit den von ihr entwickelten Produkten Hansaplast und Niveacreme den Weltmarkt. Bedeutend sind die Aufbereitung von Edelerzen (Gold, Silber, Kupfer) in der 1866 gegründeten "Norddeutschen Affinerie" und die Tabakverarbeitung. 22 Hamburgische Brauereien brauen hauptsächlich für den Export. Die Branntweinbrennerei und die Hefefabrikation sind ebenfalls beträchtlich. Hohes Ansehen genießen Möbelindustrie und Musikinstrumentenbau. Fassfabriken decken den Bedarf von Brauereien, Brennereien, Schmalz-, Petroleum- und Schmierölraffinerien. Hervorzuheben sind der Bau von mechanischen wie optischen Apparaten und Chronometern, die Geldschrankfabrikation und die Kunstschmiederei, ferner eine vielseitige Leder-, Konfektions-, Pelzwaren- und Hutindustrie.

Handel

Hamburg ist vor Beginn des Ersten Weltkriegs eine der weltweit bedeutendsten Seehandelsstädte. Vor allem nach Einrichtung des Freihafens 1888 nimmt die Entwicklung rasant zu: Im Jahre 1867 besitzt Hamburg 487 Seeschiffe mit einer Tragfähigkeit von 236.700t, bis 1913 verdreifacht sich die Schiffszahl auf 1.353 und die Tonnage vervierfacht sich auf 1.903.800t. Einfuhrgüter sind in der Reihenfolge des Wertes Getreide, Kaffee, Wolle, Häute und Felle, Ölnüsse und Kopra, Salpeter, Kautschuk und Guttapercha, Garne, Kupfer, Baumwolle, Ölkuchen und Kleie, Ölsaat, Maschinen, Kakaobohnen und Jute. Ausfuhrgüter sind in der Reihenfolge des Wertes Drogeriewaren und Chemikalien, Maschinen und Maschinenteile, Zucker, Eisenwaren, Häute und Felle, Baumwollwaren, Öle, Mineralien, Abraumsalze, Farbwaren, Papier und Wollwaren. Die Gründung der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-AG (HAPAG) 1847 legt den Grundstein für ein Unternehmen, das 50 Jahre später die größte Reederei der Welt werden sollte.

Währung, Maße, Gewichte

Als Währung besteht bis zur Einführung der Reichswährung 1876 die Mark Hamburger Banco. Bis zur Übernahme der Maße und Gewichte des Norddeutschen Bundes 1869 gelten in Hamburg als Längenmaß der Hamburger Fuß, als Flüssigkeitsmaß das Hamburger Viertel und als Gewichtseinheit das Hamburger Pfund.

 

Verkehr

Kunststraßen/Chausseen

Der Plan zum Ausbau der Transitstrecke zwischen Hamburg und Lübeck in den 1820er Jahren stößt auf erheblichen Widerstand Dänemarks, das die wirtschaftliche Vormachtstellung der Hansestädte unter allen Umständen zu behindern sucht. Vor 1830 wird lediglich ein Straßenstück von eher lokaler Bedeutung, die Verbindung zwischen Altona und Blankenese, zur "Elbchaussee" ausgebaut. 1835-1837 wird die wichtige Poststraße Hamburg-Berlin über Bergedorf und das Herzogtum Lauenburg chaussiert. Erst 1838 stimmt Dänemark nach erheblichen Zugeständnissen seitens der Hansestädte einem Ausbau der Straßenverbindung zwischen Lübeck und der Elbe zu. Die Chaussee muss Hamburg allerdings nördlich umgehen und führt über die Kieler Chaussee auf Altona zu, so dass Hamburg sich noch eine eigene Anschlusschaussee von 12km Länge erstellen muss, die beim sogenannten Ochsenzoll, am nördlichen Zipfel des hamburgischen Staatsgebietes, in die Altona-Lübecker Chaussee einmündet. Erst mit Chaussierung der alten Lübecker Landstraße über Wandsbek nach Elmenhorst 1840-1843 kommt eine direkte Kunststraßenverbindung zwischen Hamburg und Lübeck zustande.

Eisenbahnen

Die 1842 gebaute Eisenbahn Hamburg-Bergedorf wird bis 1846 nach Berlin verlängert. Bis zur Fertigstellung der Hamburg-Lübecker Bahnverbindung 1865 kann auf dem Umweg über das Herzogtum Lauenburg der vom dänischen Gesamtstaat verwehrte Verkehr zwischen Hamburg und Lübeck vermittelt werden. Auch die Verbindung mit dem holsteinischen Altona wird erst unter preußischer Verwaltung 1866 hergestellt. 1872 wird die Verbindung nach Harburg ausgebaut und damit der direkte Anschluss nach Hannover geschaffen. Es folgen 1874 die Verbindungen nach Bremen, 1881 nach Cuxhaven und 1906 nach Kaltenkirchen. Im Jahre 1906 ist der Umbau der ganzen Eisenbahn- und Bahnhofsanlagen beendet und die verschiedenen Bahnlinien sind im Haupt- oder Zentralbahnhof zusammengefasst. Als erste deutsche Stadt führt Hamburg 1894 elektrischen Straßenbahnverkehr ein. Im Jahre 1903 befördert sie bereits 142.440.000 Personen und erreicht bis 1912 eine Streckenlänge von 178km.
1911 wird die Hoch- und Untergrundbahn auf einem Ring von fast 28km Länge dem Verkehr übergeben.

Wasserstraßen

Die hervorragende Stellung Hamburgs beruht auf seiner günstigen geographischen Lage am Schnittpunkt von See- und Flussschifffahrt über die Elbe und ihre Nebenflüsse. Bis zur Stadt Hamburg befördert die Unterelbe 1850 Seeschiffe mit einer Tragfähigkeit von mehr als 1.200t. Bis 1874 ist die Strecke für eine Tragfähigkeit von über 3.000t ausgebaut. Die Alster ist für Dampfer und Transportfahrzeuge (bis maximal 50 t) bis Eppendorf hinauf schiffbar. Mit dem Bau des 1895 fertiggestellten Nord-Ostsee-Kanals (Kaiser-Wilhelm-Kanal) zwischen Brunsbüttel und Holtenau erhält Hamburg einen direkten Zugang zur Ostsee, ohne sich selbst finanziell am Bau beteiligt zu haben.

See- und Binnenhäfen

Die Freie und Hansestadt Hamburg verfügt mit dem Hamburger Hafen über einen internationalen Seehafen. Mit dem Anschluss an das deutsche Zollgebiet 1888 ist für 120.000.000 Mark ein Freihafengebiet für Schifffahrt, Handel und Industrie fertiggestellt, das in den folgenden Jahren immer weiter ausgebaut wird. Seit 1911 ist das Freihafengebiet durch einen Elbtunnel für Fuhrwerke und Fußgänger mit der Stadt verbunden. Ab 1892 wird der "Neue Hafen" in Cuxhaven zum Marinestützpunkt des Deutschen Reichs ausgebaut.

 

Kultur und Bildung

Mit dem Unterrichtsgesetz vom 11. November 1870 wird das Bildungswesen grundlegend reformiert. "Bis zu diesem Zeitpunkt wurde in Hamburg jedem Bürger die Berechtigung zum Unterrichten erteilt, der dazu Neigung verspürte." (W. Jochmann). Das gesamte Schulwesen wird nun von der Oberschulbehörde geleitet, die sich aus Senats- und Bürgerschaftsmitgliedern sowie Schulmännern zusammensetzt. Oberschulen existieren in Hamburg seit der Frühen Neuzeit. Seit 1529 besteht die Gelehrtenschule des Johanneums, seit 1612 das akademische Gymnasium, seit 1803 das Realgymnasium und seit 1881 das Wilhelmgymnasium. Neben zahlreichen Real-, Stiftungs- und Mädchenschulen bestehen 1892 im städtischen Gebiet Hamburgs 93 Volksschulen mit 66.690 Schülern. Trotz vielfältiger Bemühungen im Verlauf des 19. Jahrhunderts kommt es erst 1919 zur Gründung einer Universität. 1822 konstituiert sich der Hamburger Kunstverein, der 1826 eine erste Kunstausstellung eröffnet und 1836 mit dem Aufbau einer eigenen Kunstsammlung beginnt. 1850 wird eine vom Verein betriebene Gemäldegalerie eröffnet, die den Grundstock für die spätere Hamburger Kunsthalle bildet. An Theatern sind das Stadttheater und das 1843 gegründete Thalia Theater die bedeutendsten.

 

Zugehörigkeit zu Staatengemeinschaften, Zollsystemen und Zollvereinen

Hamburg bildet seit 1629 mit Bremen und Lübeck die Hanseatische Gemeinschaft, die als Rechtsnachfolger der Hanse bis 1853 Eigentümer des Londoner Stalhofs und bis 1862 des Antwerpener Osterlingehauses ist. Gemeinsame Einrichtungen sind ferner das Hanseatische Oberlandesgericht in Lübeck und die Hanseatische Gesandtschaft in Berlin. Bei den Verhandlungen zur Gründung des Deutschen Bundes auf dem Wiener Kongress wird Hamburg durch Syndikus Johann Michael Gries (1772-1827) vertreten. 1815 tritt Hamburg als Freie Stadt dem Deutschen Bund bei und führt im Plenum der Bundesversammlung (Bundestag) eine eigene Stimme. Im "Engeren Rat" teilt es sich dagegen eine Stimme mit den Städten Lübeck, Frankfurt und Bremen. 1867 tritt Hamburg dem Norddeutschen Bund bei. 1871 wird Hamburg Bundesstaat des Deutschen Reichs, bleibt aber außerhalb des deutschen Zollgebietes. Der Stadtstaat hat eine Stimme im Bundesrat und entsendet drei Abgeordnete in den Reichstag.Am 15. Oktober 1888 wird Hamburg gegen das Zugeständnis der Errichtung eines Freihafengebietes dem deutschen Zollgebiet angeschlossen und damit Mitglied des Deutschen Zollvereins.

 

Territoriale Entwicklung ab 1914/Kulturerbe

Mit der Landesverfassung vom 9. Januar 1921 kann erstmalig eine vollständige Demokratisierung auf parlamentarischer Basis durchgesetzt werden. 1933 bis 1945 wird Hamburg im Zuge der NS-Machtübernahme einem Reichsstatthalter unterstellt. Das am 26. Januar 1937 verkündete Groß-Hamburg-Gesetz bringt die größte territoriale Veränderung seit dem ausgehenden Mittelalter: Gegen Abgabe des Amtes Ritzebüttel mit Cuxhafen und den Inseln Neuwerk und Scharhörn sowie der Exklaven Geesthacht, Großhansdorf und Schmalenbeck an Preußen werden die Städte Altona, Harburg und Wandsbeck mit Hamburg vereint. 1949 wird der Stadtstaat in den Grenzen von 1937 Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Per Staatsvertrag zwischen dem Bundesland Niedersachsen und Hamburg werden die Inseln Neuwerk und Scharhörn 1969 wieder Hamburg angegliedert.
Hamburg hat im Jahr 2000 eine Fläche von 748 km² und ist mit 1,7 Millionen Einwohnern nach Berlin die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Das Hamburger Parlament nennt sich bis heute Bürgerschaft und auch der Name Freie und Hansestadt Hamburg bewahrt die alten Traditionen, die im Museum für Hamburgische Geschichte, im Museum für Kunst und Gewerbe und im Museum der Arbeit anschaulich präsentiert werden.

 

Verwendete Literatur