III Dokumentation und Datensätze

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Sonstige Gebiete

 

Neutral-Moresnet (1820-1914)

 

Gebiet

Das Kondominat Neutral-Moresnet wird auf Grundlage des preußisch-niederländischen Staatsvertrags vom 26. Juni 1816 unter gemeinsame Verwaltung Preußens und der Niederlande gestellt. Der Staatsvertrag war notwendig geworden, weil die Grenzziehung in diesem Gebiet in den Bestimmungen der Wiener Kongressakte vom 9. Juni 1815 nicht eindeutig festgelegt worden war. Zudem war keiner der beiden Staaten bereit, auf das direkt im Ort Neutral-Moresnet gelegene - seinerzeit europaweit bedeutendste - Galmeibergwerk Altenberg bzw. Vieille Montagne zu verzichten, da Galmei oder Zinkspat ein wichtiger Bestandteil zur Herstellung von Messing war und ist. Neutral-Moresnet liegt ungefähr sieben Kilometer südwestlich von Aachen zwischen dem preußischen Regierungsbezirk Aachen und den Niederlanden. Einzige Ortschaft ist Moresnet - in Abgrenzung zu den jeweils auf der anderen Seite der Grenze gelegenen Ortsteilen Niederländisch-Moresnet und Preußisch-Moresnet - Neutral-Moresnet genannt.

Für die Verwaltung des Gebiets entsenden beide Staaten jeweils einen eigenen Kommissar. Da die Regierung Neutral-Moresnets im Staatsvertrag von 1816 nicht näher ausgeführt war, basiert die gemeinsame Verwaltung des Gebiets bis 1919 auf nicht schriftlich fixiertem Gewohnheitsrecht.

Für Neutral-Moresnet wird eine Fläche von 1088 Morgen angegeben, der GIS-Wert beträgt 3,55km² für das Jahr 1820.
Die Einwohnerzahl liegt 1816 bei 250 Personen. Bis 1914 steigert sie sich auf 4.668. Nach der belgischen Revolution von 1830/31 geht der niederländische Anteil an Neutral-Moresnet auf den neu gegründeten Staat Belgien über.

Während des Ersten Weltkriegs ist das Gebiet preußisch besetzt, die bisherige gemeinsame Verwaltung wird aber formal weitergeführt. Gemäß den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages vom 28. Juni 1919 wird nach Ende des Ersten Weltkriegs Neutral-Moresnet schließlich Belgien zugesprochen. Das mit Belgisch-Moresnet vereinigte Gebiet erhält nun als amtliche Bezeichnung den Namen "La Calamine (Kalmis)" von dem französischen Wort calamine für Galmei. Durch Königlichen Erlass vom 13. Oktober 1972 erhält das Gebiet die amtliche Bezeichnung "Kelmis (La Calamine)", wodurch die 1919 irrtümlicherweise eingeführte flämische Form "Kalmis" durch den alten limburgischen Namen Kelmis ersetzt wird.

 

Verwendete Literatur