1830

 

Berücksichtigte Änderungen

 

Bayern

 

Der bayerische Rheinkreis (Pfalz) kommt zum 1. Januar 1830 zum Süddeutschen Zollverein. Durch einen Handelsvertrag zwischen dem Süddeutschen Zollverein und dem Preußisch-Hessischen Zollverein vom 27. Mai 1829 war dieser Anschluss möglich geworden. Der Vertrag tritt zum 1. Januar 1830 in Kraft.[1]

 

Braunschweig

 

Die Stadt  Braunschweig wird Verwaltungssitz für den Distrikt Wolfenbüttel. Diese Veränderung auf Kreisebene wirkt sich auch auf die braunschweigische Exklave Ölsburg aus.[2]

 

Hannover

 

Das als Verwaltungsexklave in der Landdrostei Hannover gelegene Patrimonialgericht Lauenbrück wird durch einen Gebietsstreifen mit der Landdrostei Lüneburg verbunden.[3]

 

Hessen-Homburg

 

Durch Vertrag vom 31. Dezember 1829 wird das hessen-homburgische Amt Meisenheim mit Wirkung zum 1. Januar 1830 Teil des Preußischen Zollsystems.[4]

 

Hohenzollern-Sigmaringen

 

Das Obervogteiamt Beuron wird durch Verordnung vom 10. März 1830 mit dem Oberamt Wald vereinigt. Diese Veränderung auf Amtsebene wirkt sich auch auf die Exklave Bärenthal aus.[5]

 

Oldenburg

 

Das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld wird mit Vertrag vom 24. Juli 1830 Teil des Preußischen Zollsystems. Der Vertrag wird am 16. August 1830 durch den Großherzog von Oldenburg und am 30. August desselben Jahres durch den König von Preußen ratifiziert.[6] Neben dem homburgischen Oberamt Meisenheim und dem zu Sachsen-Coburg und Gotha gehörenden Fürstentum Lichtenberg ist das Fürstentum Birkenfeld das letzte von drei an den preußischen Regierungsbezirk Koblenz angrenzenden Gebieten, die 1830 Teil des Preußischen Zollsystems werden.

 

Sachsen

 

Der sächsische Regierungsbezirk Erzgebirgischer Kreis wird von Chemnitz aus verwaltet.[7]

 

Sachsen-Coburg und Gotha

 

Mit Vertrag vom 6. März 1830 wird das Fürstentum Lichtenberg Teil des Preußischen Zollsystems. Lichtenberg liegt zwischen Rhein und Saar angrenzend an den preußischen Regierungsbezirk Koblenz, während das Hauptland Sachsen-Coburgs und Gothas in Thüringen liegt. Der Vertrag wird durch den preußischen König am 7. April und durch den Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha am 13. März 1830 ratifiziert.[8]

 

Der Landesteil Gotha wird 1830 in die neun Justizämter Georgenthal, Gotha, Ichtershausen, Liebenstein, Ohrdruf, Tenneberg, Tonna, Volkenroda und Zella eingeteilt. Diese Einteilung hat auch Auswirkungen auf die Exklave Neuroda.[9]

 

 

Nicht berücksichtigte Änderungen

 

Österreich

 

Österreich erhält das gräflich Waldburg-Zeilsche Patrimonialgericht Lustenau. Lustenau war, anders als der Rest Vorarlbergs, in weiblicher Linie vererbbar und wurde daher seit 1790 getrennt von Vorarlberg vererbt. Als Vorarlberg 1814 an Österreich kam, erhob jedoch auch Bayern Anspruch auf das Gebiet. 1817 wird Lustenau gräfliches Patrimonialgericht innerhalb Österreichs. Endgültig kommt Lustenau 1830 zu Österreich, als die Grafen von Waldburg-Zeil auf ihre Rechte verzichten.[10]

Die Grenze bleibt unverändert, da Lustenau bereits seit 1817 unter österreichischer Oberherrschaft stand.



[1] Vgl. Handelsvertrag zwischen Hessen-Darmstadt, Preußen, Bayern und Württemberg vom 27. Mai 1829, abgedr. in: CTS, 79, S. 409-420. Siehe auch: Festenberg-Packisch, Geschichte des Zollvereins, S. 178, Gerd Kollmer-von Oheimb-Loup, Zollverein und Innovation. Die Reaktion württembergischer Textilindustrieller auf den deutschen Zollverein 1834-1874, St. Katharinen 1996 (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 22), S. 48f.

[2] Vgl. Römer, Braunschweig, S. 90.

[3] Vgl. Grundriß, Band 10, S. 251 und S. 295.

[4] Vgl. Vertrag zwischen Hessen-Homburg und Preußen vom 31. Dezember 1829, abgedr. in: CTS, 80, S. 293-300. Siehe auch: Barbara Dörlemeyer, Fragmentarische Staatlichkeit. Die Landgrafschaft Hessen-Homburg im Alten Reich und im Deutschen Bund, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg vor der Höhe 44 (1995), S. 5-64, hier S. 25.

[5] Vgl. Fritz Kallenberg, Die Sonderentwicklung Hohenzollerns, in: Fritz Kallenberg, Hg., Hohenzollern, Stuttgart 1996 (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs, Bd. 23), S. 129-282, hier S. 131; Wilfried Schöntag, Die Hohenzollernschen Lande 1820-1945, in: Verwaltungsgrenzen in der Bundesrepublik Deutschland seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Textband, Hannover 1977 (= Veröffentlichungen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Forschungs- und Sitzungsberichte, Bd. 110), S. 347-351, hier S. 348.

[6] Vgl. Vertrag zwischen Oldenburg und Preußen vom 24. Juli 1830, abgedr. in: CTS, 81, S. 85-95. Siehe auch: Eckhardt, Schaer, Herzogtum und Großherzogtum Oldenburg, S. 315; Hahn, Geschichte des Deutschen Zollvereins, S. 194.

[7] Vgl. Grundriß, Band 14, S. 164; Uebersicht der Königl. Sächs. Hof-, Staats- und Militärbehörden, Leipzig 1832, S. 44, abgedr. in: Sächsisches Ministerium des Innern, Sächsische Staatshandbücher, CD 2: Jahrgänge 1877 – 1854, Dresden 2001.

[8] Vgl. Vertrag zwischen Preußen und Sachsen-Coburg und Gotha vom 6. März 1830, abgedr. in: CTS, 80, S. 351-358. Siehe auch: Krökel, Das preußisch-deutsche Zolltarifsystem, S. 19.

[9] Vgl. Grundriß, Band 15, S. 235 und S. 238-246.

[10] Vgl. Artikel Vorarlberg. URL: www.aeiou.at/aeiou.encyclop.v/885304.htm (1. Dezember 2005); Hellbling, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 324; Wikipedia: Artikel Lustenau. URL: www.wikipedia.org/wiki/Lustenau (1. Dezember 2005).