III Dokumentation und Datensätze

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Regierungsbezirke

 

Regierungsbezirk Köln (1820-1914)

Geschichte/Verwaltung/Geographie

Der preußische Regierungsbezirk Köln wird auf der Grundlage der "Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815" mit Wirkung vom 22. April 1816 als Mittelbehörde der Provinz Jülich-Kleve-Berg gegründet, Regierungssitz ist Köln. Im Norden grenzt er an den ebenfalls zu Jülich-Kleve-Berg gehörenden Regierungsbezirk Düsseldorf, im Osten an den zur preußischen Provinz Westfalen gehörenden Regierungsbezirk Arnsberg, im Süden an den zur preußischen Provinz Niederrhein gehörenden Regierungsbezirk Koblenz und im Westen an den ebenfalls zur Provinz Niederrhein gehörenden Regierungsbezirk Aachen. Ende 1820 ist der Regierungsbezirk in die Kreise Bergheim, Bonn, Köln-Stadt, Köln-Land, Gimborn, Homburg, Lechenich, Mülheim am Rhein, Rheinbach, Siegburg, Waldbröl und Wipperfürth untergliedert. Ab 1822 ist der Regierungsbezirk Teil der neugegründeten Rheinprovinz. 1825 werden die Kreise Gimborn und Homburg zum Kreis Gummersbach vereinigt. 1827 erfolgt die Umbenennung des Kreises Lechenich in Kreis Euskirchen. 1887 kommt der Stadtkreis Bonn und 1901 der Stadtkreis Mülheim am Rhein hinzu. Für den Regierungsbezirk Köln wird 1821 eine Fläche von 72 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 4.104km² für das Jahr 1820. Auf dem linken Ufer des Rheins ist das Gebiet weitgehend eben und fruchtbar, auf dem rechten Ufer zum Großteil Gebirgs- und Hügelland. An Gebirgen liegen im Regierungsbezirk das Siebengebirge sowie Ausläufer von Eifel und Westerwald. Hauptfluss ist der Rhein mit den Nebenflüssen Sieg und Erst.

Bevölkerung/Wirtschaft/Verkehr

Im Jahr 1820 liegt die Einwohnerzahl des Regierungsbezirks Köln bei 359.218. Bis 1850 nimmt sie um 40% auf 504.479 zu, bis 1905 hat sie sich verdreifacht. In der Landwirtschaft herrschen Ackerbau und Viehzucht vor. Im Bergbau liegt der Schwerpunkt auf Braunkohle, Eisen und Blei. Die Braunkohleförderung verhundertfacht sich von 183.268t im Jahre 1850 auf 18.499.408t im Jahre 1913. Hauptstandort der Industrie des Regierungsbezirks ist die Gegend um Köln. Ein bedeutendes Eisenwerk gibt es in Deutz (ab 1888 zu Köln gehörig). Die Roheisenfabrikation steigert sich von 2.946t im Jahre 1850 auf 134.480t im Jahre 1910.Samt- und Seidenweberei sind in Mülheim am Rhein (ab 1914 zu Köln) und große Baumwollspinnereien vor allem in Köln zu finden. Eine Fabrik für Duftwasser findet sich mit dem berühmten "Kölnisch Wasser" in der Kölner Glockenstraße mit der namengebenden Hausnummer "4711". 1912 verlegt der Chemiekonzern Bayer seinen Firmensitz von Elberfeld im Regierungsbezirk Düsseldorf nach Leverkusen (bis 1930 offiziell Wiesdorf). Im Textilbereich liegt der Schwerpunkt auf Leineweberei im Nebenerwerb. 1840 sind 1.556 Webstühle im Einsatz. Hauptverkehrsader ist der Rhein, der den Regierungsbezirk der ganzen Länge nach fast in der Mitte durchfließt und ihn mit der Nordsee verbindet. Größere Binnenhäfen finden sich in Köln und ab 1903 auch in Leverkusen. 1839 wird die Eisenbahnverbindung Müngersdorf-Köln als eine der ersten in Preußen fertiggestellt. 1840 wir die Strecke bis Lövenich und 1841 bis Aachen verlängert. 1844 ist die Verbindung von Köln nach Bonn hergestellt. Das rechtsrheinische Deutz erhält 1845 Bahnanschluss an Düsseldorf, die Verbindung zum auf der anderen Rheinseite gelegenen Köln ist aber erst mit dem Bau der Dombrücke 1859 gewährleistet. 1911 wird die zweigleisige Dombrücke durch die Hohenzollernbrücke ersetzt, die über vier Eisenbahngleise und eine Straße verfügt.

Kultur/Territoriale Entwicklung ab 1914/Kulturerbe

Geistige und kulturelle Zentren des Regierungsbezirk sind die Städte Köln und Bonn. An bedeutenden Bildungseinrichtungen befinden sich im Regierungsbezirk seit 1818 die Universität in Bonn, seit 1847 die Landwirtschaftsschule in Poppelsdorf bei Bonn und seit 1901 die Handelshochschule in Köln. Von 1842 bis 1880 wird das Wahrzeichen der Stadt Köln, der seit dem Baustopp im 15. Jahrhundert unvollendete Kölner Dom, unter preußischer Ägide nach den originalen Bauplänen weitergebaut. Anlässlich der Enthüllung des Beethovendenkmals in Ludwig van Beethovens (1770-1827) Geburtsstadt Bonn findet 1845 erstmalig das Beethovenfest statt, welches sich zum bedeutendsten niederrheinischen Musikfest entwickelt. Die Privatsammlung des Kölner Kunstsammlers Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) erhält durch die Stiftung des Kaufmanns Johann Heinrich Richartz (1795-1861) im Jahre 1861 ein eigenes Museum. Das noch heute in Köln bestehende Wallraf-Richartz-Museum beherbergt die weltweit umfangreichste Sammlung mittelalterlicher Malerei. Heute gehört der Regierungsbezirk Köln gemeinsam mit dem 1972 angegliederten Regierungsbezirk Aachen zum Bundesland Nordrhein-Westfalen und ist Mitte 2005 mit rund 4,4 Millionen Einwohnern bei einer Fläche von 7.395km² einer der am dichtesten besiedelten Regierungsbezirke Deutschlands. Von 1949 bis 1990 war Bonn Hauptstadt, und bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Seither ist es als "Bundesstadt" weiterhin Sitz von Ministerien und Bundesbehörden, wie auch von Einrichtungen der UNO und der UNESCO. 1996 wird der Kölner Dom in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. Köln und Bonn sind Sitz zahlreicher Museen und Gedenkstätten, die wie das Rheinische Landesmuseum in Bonn, das Kölner Stadtmuseum, das Beethoven- und das August Macke Museum in Bonn an die Geschichte der Region sowie berühmte Persönlichkeiten des Landes erinnern.

Verwendete Literatur