III Dokumentation und Datensätze

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Regierungsbezirke

 

Berghauptmannschaft Clausthal (1820-1865)

 

Geschichte/Verwaltung/Geographie

Auf Grundlage des Reskripts vom 14. Juli 1816 wird die Berghauptmannschaft am Oberharz, ab 1823 nach dem Regierungssitz Berghauptmannschaft Clausthal genannt, als Mittelbehörde des Königreichs Hannover eingerichtet. Regierungssitz ist Clausthal. Die Berghauptmannschaft grenzt im Norden und Westen an das Herzogtum Braunschweig, im Osten an den zur preußischen Provinz Sachsen gehörenden Regierungsbezirk Magdeburg, das zur hannoverschen Provinzialregierung Hannover gehörende Amt Elbingerode sowie den Braunschweiger Landesteil Blankenburg und im Süden und Westen an die Provinzialregierung Hannover. Die Berghauptmannschaft hat neben der Verwaltung der Hannoverschen Harzgebiete auch die Aufsicht der gemeinsam mit Braunschweig verwalteten "Kommunion-Unterharz" inne, die gemeinsame Rechte an Bergwerken und Hütten beinhaltet.

Auf Grundlage der Landdrostei-Ordnung vom 18. April 1823 entsteht die Berghauptmannschaft Clausthal neu aus dem Königlichen Berg- und Forstamt Clausthal und den sieben Bergstädten Altenau, St. Andreasberg, Clausthal, Grund, Lautenthal, Wildemann und Zellerfeld. 1842 kommt das zuvor der Landdrostei Hildesheim angehörende Amt Elbingerode hinzu. Nach verschiedenen Änderungen in der Ämterstruktur bleiben nach einer grundlegenden Verwaltungsreform im Jahre 1859 bis zur Annexion durch Preußen 1866 die Ämter Elbingerode und Zellerfeld sowie das Communion-Bergamt Goslar bestehen.

Für die Berghauptmannschaft Clausthal wird 1820 eine Fläche von 10 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 502km². Mit Eingliederung des Amtes Elbingerode 1842 erhöht sich die Fläche auf 11,5 Quadratmeilen bzw. 591km² (GIS-Wert).
Der Regierungsbezirk liegt im hannoverschen Oberharz und ist sehr gebirgig. An Flüssen sind ein Seitenarm der Leine sowie Oker und Sose nennenswert.

 

Bevölkerung/Wirtschaft/Verkehr

Im Jahr 1820 liegt die Einwohnerzahl der Berghauptmannschaft Clausthal bei 24.462. Bis 1865 hat sie sich um 35% auf 33.032 erhöht.

Aufgrund des rauen Gebirgsklimas gedeihen in der Berghauptmannschaft nur Kartoffeln, Hafer, Gerste und Gemüse. Zudem wird Viehzucht betrieben. Haupterwerbszweige der Einwohner sind Bergbau und Hüttenbetrieb. An Bodenschätzen verfügt die Berghauptmannschaft über die reichsten Blei-, Silber- und Kupfergruben des Harzgebirges. Sie finden sich vornehmlich bei Clausthal, Zellerfeld und St. Andreasberg. Der Abbau wird durchgehend seit 1524 in Zellerfeld und seit 1554 in Clausthal betrieben. Eisenerzvorkommen gibt es bei St. Andreasberg und im 1842 hinzugekommenen Amt Elbingerode. Die Stahlproduktion beläuft sich auf 2.239t im Jahr 1860.

1848 bestehen Chausseeverbindungen nach Goslar und über die Landdrostei Hildesheim nach Hannover. Die Stadt Clausthal erhält erst in preußischer Zeit 1877 Anschluss an das Eisenbahnnetz. St. Andreasberg folgt 1884. Schiffbare Wasserstraßen gibt es nicht.

 

Kultur/Territoriale Entwicklung ab 1866/Kulturerbe

Die 1775 gegründete Bergschule in Clausthal wird 1864 in den Rang einer Bergakademie erhoben. Die Ausbildungsstätte für Bergbau erlangt so hohes internationales Ansehen, dass Mitte des 19. Jahrhunderts die Hälfte der Studenten aus Nord- und Südamerika, Südostasien und Australien anreisen. An weiteren Bildungseinrichtungen bestehen 1820 ein Gymnasium und 8 Elementarschulen in Clausthal sowie eine Bürgerschule in St. Andreasberg. In Zellerfeld gibt es eine Bibliothek, eine Töchterschule und eine lateinische Schule.

Im Jahr 1866 wird die Berghhauptmannschaft als Landesteil des Königreichs Hannover von Preußen annektiert. Die Berghauptmannschaft bleibt bis 1868 als Regierungsbezirk Clausthal bestehen und wird dann an den preußischen Regierungsbezirk Hildesheim angegliedert.

Die Städte Clausthal und Zellerfeld werden 1924 zur Stadt Clausthal-Zellerfeld zusammengelegt, der Bergbau am Ort wird 1930 endgültig aufgegeben. Das 1928 eingerichtete Oberharzer Bergwerksmuseum mit angeschlossenem Besucherstollen in Clausthal-Zellerfeld widmet sich der Geschichte des Erzbergbaus vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Nach der Einführung neuer Studiengänge wie Chemie, Physik und Maschinenbau wird die Bergakademie Clausthal 1868 in eine Technische Universität umgewandelt.

 

Verwendete Literatur